Unser Weg durch Osteuropa

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Unser nächstes Etappenziel ist Laa an der Thaya in Österreich. Thomas’ Vater wohnte hier als Jugendlicher und hat noch einige gute Freunde, deren uns zwei bei sich zuhause aufnehmen und königlich versorgen. Wir waschen Wäsche, speisen gut und nutzen den Internetanschluss in der Dorfkneipe. Wie man das von kleinen Örtchen so kennt, ist auch unser Projekt bereits in aller Munde und so bekommen wir das eine oder andere Bier ausgegeben.

Nieder-Österreich

Der Weg führt weiter in die Slovakei. Der Wind ist uns weiterhin gut gesinnt und unterstützt uns wo immer es nur geht. Wir stoppen in Bratislava für eine kurze Stadtbesichtigung und folgen dann dem Donauradweg für einige Zeit. Den Schub von Nordwesten im Rücken und die wirklich unglaublich breite Donau neben uns fahren wir zeitweise 40 km/h ohne nennenswerte Astrengung. Da wir ungeahnt so flott unterwegs sind, entscheiden wir uns ohne weitere Übernachtung nach Ungarn einzureisen. Nach über 200 Kilometern erreichen wir, bereits im Dunkeln, eine Unterkunft bei Györ, wo wir einen anstrengenden Tag gemütlich ausklingen lassen.

Donauradweg in der Slovakei

Die weitere Fahrt durch Ungarn, die von kargen und wenig spektakulären Landschaften bestimmt ist, wird nur durch einen einzigen harten Anstieg mit folgendem spektakulärem Ausblick interessant gemacht.

Wir schlafen meist im Zelt, entweder finden wir einen Campingplatz oder wir schlagen einfach irgenwo im Wald unser Nachtlager auf. An einem Abend wissen wir nicht wirklich was wir tun sollen, weit und breit weder Wald noch Bäume, eine einzige triste Straße und nur vereinzelt kleine Dörfer ohne jegliche Pension mit teilweise grimmig dreinschauenden Personen am Straßenrand. Da es schon anfängt zu dämmern und wir noch immer nicht wissen, wo wir bleiben sollen, sprechen wir einen Mann vor einer kleinen Siedlung an, die aussieht wie ein deutscher Schrebergarten. Außer drei Wörtern spricht er weder Deutsch noch Englisch und wir können uns nur mit Zeichen oder Zettel und Stift verständlich machen. Letztendlich versteht er, dass wir einen Platz suchen, um unser Zelt aufzustellen und er ruft den Besitzer des Nachbargrundstücks an, woraufhin wir die Erlaubnis bekommen dort zu campieren. Das klappt ja wunderbar! Später stellen wir fest, dass der besagte Mann in seinem eigenen kleinen Schrebergarten einen Kiosk mit Bier und Süßigkeiten für die Leute in der Umgebung eingerichtet hat. Ein Computer wird organisiert und wir berichten von unserer Tour Richtung Osten. Interessiert wird alles auf ungarisch diskutiert und trotz dass keiner die jeweils andere Sprache spricht, lachen wir viel und verstehen uns auf eine andere Weise.
Der selbstgebrannte Schnaps von unter der Theke machte uns zwar nicht blind, viel fehlte dazu allerdings nicht…

Später trifft dann auch der Besitzer des Gründstücks, wo wir darauf schlafen, ein. Er bietet uns an in seinem Haus zu schlafen, dort gibt es Bett und Dusche. Wir nehmen das Angebot dankend an, verzichten aber auf das Bett und schlafen im Zelt. Nach der abendlichen Dusche und von der entgegengebrachten Gastfreundschaft glücklich gemacht, schlafen wir zufrieden ein.

Campingplatz an der Donau

Der Wind ist weiterhin und dauerhaft auf unserer Seite. Konstant bläst er von Nord-West und verleitet uns dazu von unserer geplanten Route an der Donau abzukommen und von Ungarn südlich durch Kroatien zu fahren. Wir bemerken, wie sich mit dem Länderwechsel die Mentalität der Menschen ändert. Zuvor wurden wir selten gegrüßt, meist nichtmal beachtet. In Kroatien nickt uns fast jeder vom Straßenrand aus freundlich zu, die Grundstimmung ist nett. Ein Polizeiwagen wird auf einer Bundesstraße langsamer und fährt neben mir her. Der Polizist auf der Beifahrerseite winkt mir zu und als ich den Gruß erwiedere, fahren sie sichtlich gut gelaunt davon.

Ilok in Kroatien, kurz vor der serbischen Grenze

Der Weg führt uns weiter nach Serbien, wo wir nun zwar erst seit ein paar Stunden angelangt sind, aber schon jetzt die günstigen Preise und den Kontakt zu den netten Menschen genießen. Wir fühlen uns pudelwohl!

Abgesehen von geographischem Palawer bleibt zu sagen, dass wir uns so langsam in die Tour einfinden und die tägliche Routine eingekehrt ist. Wir freuen uns jeden Tag wieder auf das Fahrrad zu steigen und neue Dinge zu erleben.
Dass das Essen bei einem solchen Projekt wichtig ist, musste ich bereits direkt zu Beginn lernen. Mittlerweile gilt die Devise: Essen bevor der Hunger kommt, trinken bevor der Durst kommt. Und das klappt eigentlich ganz gut.
Körperliche Beschwerden sind bei mir in geringem Maße vorhanden: Der Hintern macht am Ende des Tages bemerkbar, dass er existiert und das rechte Knie möchte bei starker Belastung auch lieber eine Pause anstatt weiter zu fahren. Insgesamt ist das aber erträglich und ich gehe davon aus, dass sich die (geringen) Probleme mit der Zeit legen werden.


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