Zu Gast bei Freunden

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Ich bin schon jetzt überwältigt von der Freundlichkeit der Türken. Mal frühstücken wir einfach nur neben einer Tankstelle und bekommen ungefragt vom Tankwart Tee serviert, mal werden wir von jungen Erwachsenen vor einer Schule zum Volleyballspielen eingeladen. Bei einer sehr nassen Regenfahrt bedeutet uns ein Fahrer eines Pickups, dass er uns auch gerne auf der Ladefläche mitnehmen könne.

Volleyball in Balya

Es ist mir fast schon peinlich, da solche Tugenden in Deutschland nicht oder zumindest nicht in diesem Maße vorhanden sind. Ich kann mich noch an unsere ersten Tage erinnern, wo wir in Sachsen bei der Frage nach einem Platz für unser Zelt öfter mit einem wirschen „Näää!“ abgewiesen worden sind. Klar, jeder hat das gute Recht nein zu sagen, aber in der Türkei würde uns das so ziemlich sicher nicht passieren.

Stausee Çaygören Barajı

Beim Frühstück an einer Bushaltestelle vor der Universität von Balikesir schart sich ein Trupp Bauarbeiter um uns. Einer davon hat als Jugendlicher in Deutschland gelebt, wurde aber dann abgeschoben. Seine beiden Kinder sind deutsche Staatsangehörige, die in Köln studieren und er sieht sie nur zwei Mal im Jahr, wenn er mit dem Flugzeug von Izmir nach Düsseldorf fliegt. Er tut mir leid und ich frage mich was das wohl für ein Gefühl sein muss, wenn man wegen imaginärer Grenzen gezwungen wird über Jahre hinweg tausende Kilometer von seiner Familie entfernt zu sein.

Unter dem Regenbogen hindurch

Wir bekommen unerwarteten Besuch von einer Schafherde beim Frühstück an einer abgelegenen Straße

Wir kommen gut voran, unsere Tagesetappen sind mal länger und mal kürzer, aber meist im Bereich des Vorgesehenen. Die Routine macht sich bemerkbar: Körper und Geist sind auf Reise und Fahrrad eingestellt. Wir haben beide keine physischen Probleme. Beine, Knie und Rücken haben sich an die Anforderungen gewöhnt.
Trotz dass viele sagen, dass wir zu schnell unterwegs seien und die Tagesleistung zu hoch wäre, ist es genau das Richtige für mich. Ich genieße die Veränderungen an der Landschaft, die sich mit schnellem Vorankommen deutlicher zeigen. Da wir immer früh auf der Straße sind (hier in der Türkei auch durch die lautstarken Gebete der Muezzine immer um kurz nach 5 Uhr morgens begründet), bleibt auch genug Zeit mal hier und da anzuhalten und interessante Dinge zu begutachten.

Blick aus unserem Hotelzimmer in Sivaslı


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