Kein Geburtstag unter Palmen

Verfasst am

Es grenzt wahrscheinlich etwas an Masochismus, aber an meinem Geburtstag stehen wir um kurz nach 6 Uhr auf, lange vor Sonnenaufgang. Uns erwartet ein Tag, der sehr lang und sehr anstrengend werden soll. Es geht durch das andalusische Hochland, durch absolute Einöde mit zerklüfteten Bergen, wenig Vegetation und kräfteraubenden Steigungen. Wir nennen es „Fledermausland“. Dazu kommt die Hitze, locker über 30°C, aber glücklicherweise verbirgt sich die Sonne manchmal hinter Wolkenschleiern. Warum das alles? Ich würde zumindest den Abend meines Geburtstages gerne am Meer verbringen, aber dazwischen liegen diese unausweichlichen Berge, die überwunden werden sollen. Am Ende sind es fast zehn Stunden Fahrzeit geworden, ganze 145 Tageskilometer und das bei Anstiegen, die wir bis zum Gipfel mit 700 m Höhe oft nur mit 5 km/h hochkriechen. Sarah macht die Strapazen erstaunlich gut gelaunt mit, wahrscheinlich war das mein Geburtstagsgeschenk. Mit Spielen, wie „abwechselnd alle Automarken/Farben/Musikinterpreten/Käsesorten von A-Z aufsagen“, gehen die schweißtreibenden Bergaufkilometer aber auch wirklich schneller voran.
Wir erreichen gegen Abend einen Campingplatz am Meer und wollen uns die Mägen vollschlagen. Das Schild „Mojito 5 Euro“ trifft sich auch ganz gut, aber gibt’s leider nicht mehr: „it’s only for summer, now winter, forgot to remove the sign“. Winter bei 30°C? Ist hier halt so.
Immerhin, Essen gibt es, und nach der erstaunten Nachfrage, ob ich wirklich eine große Vierkäsepizza, Fisch, Pommes Frites und Salat bestellen möchte, sind einige Zeit später auch die körperlichen Energiespeicher wieder aufgefüllt. Eigentlich kein schlechter Tag.
Danke auch an alle in der Ferne, die an meinen Geburtstag gedacht haben.

Sarah beim Zähneputzen auf einer einsamen Straße

Nicht enden wollende Serpentinen in Südspanien

Eine üppige Mahlzeit

Wir setzen unseren Weg an der Costa Tropicana fort und reduzieren in den nächsten Tagen die Länge und Dauer unserer Tagesetappen, um mittags am Strand lesen und schwimmen zu können. Das Klima ist hier derartig tropisch, dass das ganze Jahr über Südfrüchte angebaut werden können. Wohin das Auge reicht, gibt es Gewächshäuser. Wir fahren fast 50 Kilometer zwischen halbdurchsichtigen Planen hindurch, mit vermüllten Wegesrändern und baufälligen Baracken. Es sieht aus wie in einem Armenviertel eines Entwicklungslandes. Aber es ist schon klar, irgendwo müssen die ganzen Früchte und Gemüsesorten auch angebaut werden, die wir bei uns ganzjährig im Supermarkt finden wollen.

Gewächshäuser so weit das Auge reicht

Nach einer Weile kommen wir an die Costa del Sol, die wieder viel mehr touristische Infrastruktur bietet. Mit großen Touristenhochburgen, wie Malaga oder Torrox sind hier wieder zahlreiche Restaurants zu finden, die Küstenbereiche sind gepflegt und mit Duschen ausgestattet. Wehmütig blicken wir unserem Ende in Spanien entgegen, denn es läutet auch den letzten Abschnitt unserer Reise ein. Auch werden die entspannenden Nachmittage am Meer in Marokko wahrscheinlich nicht mehr ganz so gut möglich sein, denn der Atlantik ist doch etwas rauher als das klare und ruhige Mittelmeer. Wir genießen also nochmal ein paar Tage den spanischen Strand und werden dann mit der Fähre wahrscheinlich von Gibraltar nach Tanger Med übersetzen.

Frühstücksmüslischüssel spülen am Rasensprenger


5 Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hey ihr beiden!

    Mal wieder ein schöner Artikel! Dass die bei 30 °C den Winter schon einläuten und dann auch noch keinen Mojito verkaufen….eine Frechheit!!! :)
    Hoffe ihr hattet dann in den Touristenhochburgen ein bisschen mehr Glück und seit noch zu dem ein oder anderen Drink auf dein hohes Alter gekommen.

    Wünsch euch weiterhin eine wunderbare Reise und bleibt weiter gut gelaunt und gesund!

    äää Lars

  2. Mensch Sarah,

    das ist ja schon eine außergewöhnliche sportliche Leistung! Im Laufe der Reise bekommst du noch Muskeln wie ein Radprofi. Sozusagen Lance Armstrong mit Möpsen. :-D
    Weiterhin gute Fahrt – ich bin schon gespannt auf Eure Bilder, wenn ihr wieder zurück seid.
    In diesem Sinne Buenos Dias!

    Liebe Grüße
    Bernd

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *