Provence und Mittelmeer

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Nach zwei Wochen auf dem Fahrrad verändert sich so manches an Körper und Geist. Man passt sich langsam dem erhöhten Energiebedarf an und auch die Muskulatur wird scheinbar immer effizienter. Wie auch bei der letzten großen Fahrradreise merke ich, dass meine Träume immer intensiver werden. Sehr lebhaft, vielseitig und farbenfroh: ganz ungewohnt. Ohnehin fallen wir dank der Anstrengung immer dann, wenn es abends dunkel wird, in einen komatös-tiefen Schlaf bis zum Morgengrauen. Selbst als wir meiner Stiefschwester in Nîmes einen Besuch abstatten, will Sarah lieber im Zelt als auf dem Sofa schlafen. Das ist doch mal was!

Ein länger andauerndes Vagabundenleben mit dem Fahrrad, wo man nie zur Ruhe kommt und an keinem Morgen weiß, wo man am Abend ankommt, scheint auch irgendwie die Tiefsinnigkeit des Denkens zu beeinträchtigen. Während ich eine halbe Stunde vor einem dieser riesigen Supermärkte in Frankreich auf Sarah warte und auf das Fahrrad aufpasse, ertappe ich mich oft dabei, wie ich einfach nichts denke. Eine halbe Stunde Vakuum: keine Gedanken an zuhause, keine Arbeit, keine Probleme oder Belanglosigkeiten. Es geht einfach nur darum Natur, Städte und Menschen zu entdecken und das funktioniert bei uns bislang ganz wunderbar. Diese Leere im Kopf ist befreiend, aber irgendwie auch befremdlich ungewohnt.

Wir erreichen Avignon am Rhôneufer und die schöne, mit einer Befestigungsmauer umrundete Stadt, beschert uns tolle Ausblicke. Der Campingplatz liegt direkt am Wasser und der Weg in die Altstadt ist kurz. Überall trifft man auf deutsche Touristen, die gerne einfach anfangen Deutsch mit den Franzosen zu plappern, die dann wiederrum meist nur ungläubig dreinschauen.

Die Brücke Saint-Bénézet in Avignon, die schon vor hunderten von Jahren von Krieg und Hochwasser zerstört wurde.

Blick vom Rocher des Doms in Avignon

Zwei Tage Erholung in Nîmes

Tour Magne in Nîmes

In Nîmes legen wir nach zwei Wochen Reisezeit ein paar Tage Erholungspause ein. Auf einem Grundstück zwischen Pinien neben dem obligatorischen Swimmingpool lässt es sich bei der französischen Gastfreundschaft gut leben. Außerdem ist es wirklich nicht schlecht die verdreckten Kleidungsstücke mal in der Waschmaschine zu säubern. Wir erhalten eine tolle, abendliche Stadtführung, wo sich die Stadt der Stierkämpfe in einem sehr belebten Licht präsentiert. Bei den „Les Jeudis des Nîmes“ findet man in der Altstadt Flohmärkte, Weinproben, Tangotänzer und vieles mehr.
Frisch erholt setzen wir unseren Weg fort und sehen kurz vor Montpellier zum ersten Mal das Mittelmeer. Es ist zwar recht warm, aber der Wind ist so stark, dass zum Ende der Saison nur noch wenige Menschen am Meer liegen. In La Grande-Motte gibt es Hüpfburgen, Karussells, laute Musik, Bikinisommerschlussverkauf, ein halbes Brathähnchen für 12 Euro und Menschenmassen, die sich im Lidl um die Sonderangebote am Samstagmorgen prügeln. Schnell weg hier.


Ein Kommentar zu diesem Artikel

  1. Die Erholung habt ihr euch verdient, nachdem ihr la belle France durchquert habt!
    Hoffentlich klappt es in Spanien genauso gut.
    Bin gespannt auf weitere interessante Berichte und Fotos.
    Gruß
    Mama

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