Das Ende der Türkei

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Blick vom Turm der Zitadelle in Erzurum in Richtung der Berge.

Blick vom Turm der Zitadelle in Erzurum in Richtung der Berge.

Eine ordentliche Tortenauswahl in Erzurum.

Eine ordentliche Tortenauswahl in Erzurum.

Erzurum ist keine kleine Stadt. Eigentlich ist sie die Größte seit Istanbul. Und da wir mit der Einfahrt in die kurdisch geprägte Stadt im Osten der Türkei unseren viertausendsten Kilometer und damit etwa die Hälfte der gesamten Reise erreicht haben, entscheiden wir uns einen kompletten Ruhetag einzulegen. Das fühlt sich schon komisch an: Seit 31 Tagen täglich von morgens bis abends zu strampeln und dann einfach kurz zu pausieren. Beim Treppensteigen in den dritten Stock des Hotels tue ich mich wirklich schwer und bin dem Seitenstechen nahe, die Knie knirschen beängstigend. Der Körper ist aufs Radfahren eingestellt, laufen ist nicht mehr vorgesehen. Sollte ich irgendwann reinkarniert werden: Bitte gebt mir Räder statt Füße!

Ich nutze den freien Tag um die Stadt zu erkunden. Erzurum liegt auf knapp 2000m Höhe am Rande einer riesigen Ebene. Direkt hinter der Stadt geht es in die Berge und hier befindet sich auch eines der größten Skigebiete der Türkei. Erst vor zwei Wochen hat die Saison hier geendet. Bemerkenswert: Die 70 Kilometer Skipisten sind Eigentum von drei Hotels, in denen man dann für einen Teil der Lifte und Pisten ein Ticket kaufen kann. Neben Türken machen hier vorrangig Russen Winterurlaub. Preislich ist das nämlich wirklich attraktiv und auch ansonsten ist der gesamte Osten der Türkei ein touristisch noch relativ unerschlossenes Gebiet.
Normalerweise könnte man den Ruhetag wirklich als Urlaub bezeichnen, aber bei zehn Grad und strömendem Regen relativiert sich auch das. Ich bringe meine Kleidung zur Wäscherei, die erste komplette Grundreinigung seit Abfahrt. Und damit möglichst viel gewaschen werden kann, stapfe ich nicht mit mehr als Flip-Flops, Regenüberhose und Jacke bekleidet durch die riesigen Pfützen, um die Wäsche abzugeben, und werde von den Einheimischen mit Regenschirm verwirrt angeschaut: Kann sich das Bleichgesicht nicht mal geschlossene Schuhe leisten?

Der Ruhetag tut uns gut, wir sind wieder heiß aufs Radeln und haben den ersten richtigen Regentag seit Wochen genau richtig in einer Stadt verbracht und nicht auf dem Fahrrad. Am kommenden Morgen flicke ich meinen ersten Platten und dann beginnt ein weiterer Tag durch den bergigen, aber atemberaubend schönen Osten der Türkei. Mehrmals am Tag ändert sich die Landschaft: weitläufige Plateaus mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund, kleine Straßen an Flussläufen, grüne Alleen und rote Erde formieren immer wechselnde Farbkombinationen. Welch ein Glück all das erleben zu dürfen!

Ein sympathisches Pärchen: Nathalie und Gaetan aus Frankreich sind seit neun Monaten mit ihrem Tandem unterwegs. Zuerst fuhren sie von Frankreich nach Indien, jetzt sind sie auf dem Rückweg und wollen in drei Monaten wieder in der Heimat sein. Sie sind die ersten anderen Fernradler, die wir treffen.

Ein sympathisches Pärchen: Nathalie und Gaetan aus Frankreich sind seit neun Monaten mit ihrem Tandem unterwegs. Zuerst fuhren sie von Frankreich nach Indien, jetzt sind sie auf dem Rückweg und wollen in drei Monaten wieder in der Heimat sein. Sie sind die ersten anderen Fernradler, die wir treffen.

Dieser Zeltplatz gehört definitiv zu den Schöneren!

Dieser Zeltplatz gehört definitiv zu den Schöneren!

Diese alte Bäuerin trägt problemlos 20 Liter Wasser. So weit geht die türkische Emanzipation.

Diese alte Bäuerin trägt problemlos 20 Liter Wasser. So weit geht die türkische Emanzipation.


4 Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo ihr Beide,
    wir verfolgen gespannt eure Radreise und freuen uns über die schönen Bilder und Berichte.
    Wir sind viele Strecken die ihr fahren und noch fahren werden in den letzten Jahren gefahren. Es war immer wunderschön.
    Liebe Grüße und noch viele schöne Erlebnisse wünschen Frieda und Norbert

  2. Ja, fantastischer Zeltplatz. Weiter so. Jetzt kommt mit Georgien, Azerbaijan und Iran aus meiner Sicht der spannendste Teil der Reise. Ich wäre gerne dabei!

  3. Hey Teen.

    Deine Portraits sind toll, gerade das mit dem netten Herrn mit seinem Wählscheibentelefon.
    Ich hoffe mit den Videoaufnahmen und Interviews klappt es ähnlich gut. :-)

    Mein Lieblingszitat in diesem Eintrag: “Sollte ich irgendwann reinkarniert werden: Bitte gebt mir Räder statt Füße!”
    :-)

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