Kalte Nächte, warme Tage

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Zahlreiche Wasserstellen an der Straße versorgen uns mit Trinkwasser.

Zahlreiche Wasserstellen an der Straße versorgen uns mit Trinkwasser.

Der eindrucksvolle Campus der Universität Karabük.

Der eindrucksvolle Campus der Universität Karabük.

Eine kalte Nacht im Zelt.

Eine kalte Nacht im Zelt.

Ich wache auf. Es ist noch dunkel, aber die Kälte hat mich aufgeweckt. Entfernt bellt ein Hund. Ab und an brummt ein LKW an der wenige hundert Meter entfernten Straße entlang. Ich ziehe die Kapuze des Schlafsacks so weit zu, dass nur noch Nase und Mund heraus gucken. Das bringt noch ein Quäntchen Extrawärme und so wird es im Schlafsack wieder schön kuschelig. Man kann förmlich spüren, wie der Atem sichtbar wird und an den Zeltwänden kondensiert. Es ist vier Uhr. Noch zwei Stunden bis Sonnenaufgang. Ich schlafe wieder ein und fange später an meinen Schlafsack, die Isomatte und das Zelt einzupacken sobald ich Felix eben das gleiche tun höre. Am Fußende des Zeltes haben sich daumendicke Eisstücke gebildet. Bei klirrender Kälte wollen wir nur eins: Schnell auf die Fahrräder kommen. Nach den ersten paar Kilometern taut der Körper langsam wieder auf und auch die Finger werden in den Handschuhen nach und nach warm. Wir haben Glück, obwohl es erst 7h morgens ist, finden wir in Araç, der nächsten größeren Stadt, einen Bäcker mit warmem Börek und Kuchen. Und natürlich mit süßem schwarzem Tee (çay), der bei keinem Essen in der Türkei fehlen darf.
Schnell wird es warm und der wolkenlose, farbenfroh leuchtende Himmel beflügelt mich. Die Strecke ist toll und wenig befahren. Alle äußeren Einflüsse, die meine Stimmung beeinflussen, sind an diesem Tag positiv gestimmt: wenig Verkehr, genug gutes Essen, genug zu trinken, schöne und abwechslungsreiche Landschaft, nette Begegnungen, ausgewogene Topografie, gute Straßenqualität. Allenfalls die Asphaltbeschaffenheit der türkischen Straßen kann man monieren, aber wir wollen ja nicht zu anspruchsvoll werden.

Welch eine Schmach. Sogar die Jungen dieser Schule in Taşköprü müssen violette Uniformen tragen.

Welch eine Schmach. Sogar die Jungen dieser Schule in Taşköprü müssen violette Uniformen tragen.

Unser Weg geht über hundert Kilometer stetig bergauf, aber in einem moderaten Maße. Letztendlich ist uns das viel lieber als ein steiler Berg, über den nur Serpentinen führen. Auch bei einer Abfahrt ist ein langes, leichtes Gefälle viel angenehmer als eine kurze steile Passage mit 10% Gefälle, denn da ist der Spaß im Nu schon wieder vorbei. Und um die Liste der Radfahrerweisheiten zu komplettieren: Ein Tag lässt sich am angenehmsten beenden, wenn man in möglichst großer Höhe übernachtet. Selbst wenn am nächsten Tag noch eine weitere Steigung wartet: Es ist ein gutes Gefühl Höhe auf dem “Guthabenkonto” zu haben, denn man kann sich sicher sein, dass sie irgendwann dazu dient, dass man sorgenfrei bergab rollen kann. Wenn man dagegen auf Meereshöhe übernachtet, weiß man: Es kann nur noch eben oder bergauf gehen.

Auch der nächste Tag ist traumhaft. Bei sommerlichen Temperaturen fahren wir durch kleine Orte und viele Kilometer an einem wunderschönen See entlang. Das saftige Grün der Wiesen, das knackige Blau des Himmels und das klare Wasser des Sees bieten dem Auge genug Abwechslung, so dass der Tag sehr kurzweilig wird. Bei einer längeren Pause am See lässt es Felix sich nicht nehmen ein Bad im kühlen Nass zu nehmen. Ihn zeigt ein kleiner Punkt im Wasser auf dem folgenden Bild.

Baden im Altınkaya-Stausee.

Baden im Altınkaya-Stausee.

Orhan, ein Obst- und Gemüsehändler.

Orhan, ein Obst- und Gemüsehändler.


6 Kommentare zu diesem Artikel

  1. Eure Reise ist mit jedem Artikel / Bericht ziemlich gut dokumentiert, da bin ich gespannt was das Filmmaterial nach der Auswertung und Bearbeitung liefern wird…

    Gute Arbeit und auch Danke, dass du während der freien Zeit auch noch den Zugang zum Netz auf dich nimmst, um uns an der Reise teilhaben zu lassen.

  2. Das mit dem Baden interessiert mich auch! Du bist nicht ins Wasser?! Das sind ja ganz neue Seiten.
    :)

    Schöne Eindrücke wieder! Weiter so…

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