An einem hundsgewöhnlichen Safarinachmittag

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Nach einer anstrengenden Tagesetappe von knapp 90 km erreichen wir schweißgebadet und sonnenverbrannt die Stadt Arusha, die Ausgangspunkt für unsere geplante Safari sein wird. Mit letzter aus der großen Chipsi-Portion gewonnenen Energie tragen wir die Packtaschen und das Tandem die schmale Treppe zum Hotelzimmer hinauf. Dass wir unser geliebtes Rad nicht einfach unten an der Straße stehen lassen, ist selbstverständlich und auch für die Inhaber natürlich kein Problem. ¨Don`t worry¨ und ¨hakuna matata¨ hören wir hier täglich. Noch am selben Abend muss es uns gelingen unsere für den kommenden Morgen geplante Safari zu organisieren. Wir machen uns direkt auf die Suche nach einem passenden Anbieter und davon gibt es hier in Arusha mehr als genug. Unsere Reisegruppe setzt sich schließlich aus drei weiteren netten Deutschen in unserem Alter zusammen, die Chemie stimmt und auch der Preis ist zwar im Vergleich zu dem, was wir sonst für Übernachtungen und Essen zahlen, immens, letztendlich aber angemessen. Zwei Tage lang cruisen wir in einem Safariwagen durch die afrikanische Steppe. Der Tarangire-Nationalpark und der Besuch des berühmten Ngorongoro-Kraters stehen auf unserem Programm. Früh am Morgen geht es los, das Tandem kann kurzerhand beim Besitzer der Reiseagentur untergestellt werden: ¨No worries¨.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit unserem Auto (austretende Bremsflüssigkeit und irgendetwas Lockeres, was bei jedem Schlagloch, das wir durchfahren, ohrenbetäubende Geräusche macht) kann es leicht verzögert losgehen. Schon nach wenigen Metern im Park, der nicht eingezäunt ist, sehen wir die ersten Tiere. Friedlich nebeneinander ziehen riesige Gnu-Herden an Gruppen von Zebras vorbei, Strauße picken im seichten Wasser eines fast ausgetrockneten Sees nach Wasserpflanzen. An diesem Wasserloch versammeln sich nach kurzer Zeit auch diverse Gazellenarten zum Trinken. Wir sind überwältigt von dieser Vielzahl an verschiedenen Tierarten, denen wir so nah kommen. Das Dach des Autos lässt sich hochstellen, sodass wir die Fahrt im Stehen und mit bester Aussicht fortführen können. Weiter geht es vorbei an Giraffen, die mit ihren langen Hälsen und ausgefahrenen blauen Zungen mühelos an die letzten grünen Blätter der Bäume kommen, an Elefanten, die sich mit Sand bestäuben und im Matsch ein kühlendes Schlammbad nehmen. Gerade ist Trockenzeit und daher eher Nebensaison. Somit ist der Park nicht überfüllt und die wenigen Autos verteilen sich auf dem großflächigen Gelände. Von morgens bis zum frühen Abend durchfahren wir den Park und entdecken immer wieder Neues. Vertrocknete Steppe wechselt sich mit noch grünen Flecken Weideland ab, auf dem viele Tiere gelassen an den letzten Grashalmen kauen und sich von unserem Fahrzeug nicht irritieren lassen. Unser Fahrer kennt jeden noch so kleinen Schleichweg und weist uns immer wieder auf gut getarnte Tiere hin. Aussteigen darf man nur an einem ausgewiesenen Panorama-Platz zum Picknicken, wo alle anderen Touristen zusammenkommen und ihre identisch aussehenden Lunchboxen verzehren. Ein bisschen schämen wir uns, dass wir heute zur gleichen großen Gruppe der extrem nach Safari-Touristen aussehenden Parkbesucher zu gehören scheinen. Nicht nur das Beobachten der Tiere ist faszinierend, auch die molligen Amerikaner, die in kleinen Gruppen zusammen stehen, behängt mit Megaobjektiven, Ferngläsern und bekleidet mit Safarihüten, sind sehenswert. Selbstverständlich sind die Pärchen jeweils in beige-khakifarbene Outfits mit Westen mit extrem vielen Taschen und natürlich auch im Partnerlook gekleidet, wir sind fasziniert, amüsiert und irritiert zugleich.

Der Tag endet mit einem filmreifen Sonnenuntergang, den wir mitsamt grandioser Aussicht auf das grüne Tal und den stellenweise von Flamingos pink schimmernden Lake Maniara von unserem hochgelegenen Campingplatz aus genießen. Heute zur Feier des Tages sogar mit einer kühlen Flasche Kilimanjaro-Bier. Hier treffen abermals ganz unterschiedliche Reisende zusammen. So etwa der dänische Tischnachbar, der für die zwei Wochen in Tansania siebentausend Euro bezahlt und dennoch seine Nacht im gleichen spartanischen Zelt verbringt, wie wir. Interessant ist auch, dass jede kleine Reisegruppe einen eigenen Koch dabei hat. Die Gruppen sitzen tischweise im offenen Speisesaal zusammen, während die kleine Küche gefüllt ist mit umherwuselnden Köchen, die sich gegenseitig auf die Füße treten und versuchen das Abendessen zuzubereiten. Warum man nicht einfach einen Koch dort für viele kochen lässt, erschließt sich uns nicht.

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6 Kommentare zu diesem Artikel

  1. Gespannt verfolge ich Eure tollen Berichte und Bilder. Ich hoffe und wünsche Euch weiterhin gute Reise, die ich für ziemlich anstrengend erachte.
    Ganz liebe Grüße Opa und Oma

  2. Hi ihr zwei. Es ist total spannend eure Berichte zu lesen. Toll dass ihr uns an eurem Abenteuer teilhaben lässt. Weiterhin genug puste und Kraft in den schenjeln☺

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