Babybrei und Cocktailparty

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Wir sitzen also in diesem wunderschönen Restaurant in Sanur, Bali, direkt am Meer, die Fußspitzen im Sand eingegraben und mit sanfter Meeresbrise, die die schweißnassen Shirts kühlt. Es ist Nachmittag, Happy Hour, was die Pärchen um uns herum zu der Live-Interpretation einer Japanischen Band von „Sultans of Swing“ inspiriert sich schön dekorierte Arrak-Mojitos zu genehmigen. Alle sind entspannt. Alle? Nein!

Zack, der Salzstreuer wird vom Tisch gefegt, wildes Bäumen auf Papas Arm, ach ich bin müde und hungrig, die Eltern schieben mir jetzt Kartoffel-Brokkoli-Brei in den Mund, stinkt nach Käsfüßen, mag ich nicht, spuck ich aus und dann die Finger in den Mund und dann schmiere ich die Pampe ans Tischtuch, oh, da kommen die Cocktails für meine Eltern, sieht schön aus, möchte ich anfassen, darf ich aber wieder nicht, da schreie ich jetzt mal richtig laut und außerdem bin ich müde, merkt das denn keiner, ich will jetzt nicht hier rumsitzen, außerdem war ich heute schon im Spieleland und im Sand und im Meer und jetzt will ich auch mal schlafen, oh, da ist Wasser auf dem Boden, da krabbele ich mal rein, hey, halt mich nicht fest, ich schrei jetzt so laut ich kann, da kommt ja das Essen, Pizza, ganz bunt, will ich auch essen, aber ich muss alleine hier sitzen, ja Papa, gib mir ein Stück vom Rand, das wäre nett, dann bin ich 1-2 Sekunden ruhig, aber nur wenn du mich durchgängig fütterst, okay?

Ein kurzer Auszug unser täglichen Restaurant-Routine. Nach 20 Minuten im idyllischen Beach-Café mit Babystyle-Speedfressen sind wir zwar auch nicht entspannt, aber zumindest satt.

Unsere Unterkunft ist dagegen traumhaft idyllisch und wir haben sie drei Tage lang komplett für uns allein – mit eigenem Pool, balinesischer Villa und Privat-Tempel vor dem Eingang. Unsere mitgebrachte Schwimmhilfe für Louis gefällt ihm super und so planschen wir ausgiebig im türkisen Pool.



Als es an einem Vormittag nur regnet, besuchen wir einen Indoorspielplatz, perfekt für Louis!

Als es an einem Vormittag nur regnet, besuchen wir einen Indoorspielplatz, perfekt für Louis!


Das erste Mal Sand unter den Füßen (und im Mund).

Das erste Mal Sand unter den Füßen (und im Mund).


Nach einigen Tagen am Strand nehmen wir einen Ortswechsel vor und quartieren uns in einem exklusiv gelegenen AirBnB in Ubud, der hippen Künstlerstadt, ein. Das Zentrum ist vollgepackt mit kilometerweise Massagestudios, Spas, Hotels, Restaurants, Yoga-Anbietern, Künstlern und Souvenirläden. Auf den Straßen findet man sehr viele Bleichgesichter und die touristische Infrastruktur ist hier extrem dominant. Der „Eat, Pray, Love“-Hype sorgt dafür, dass hier jetzt alles „organic food“ ist und die veganen Rohkostrestaurants direkt neben dem Early-Morning-Yoga-Schuppen liegen, so dass die hier gestrandeten Westler in Batikhosen sich täglich in ihrer neu entdeckten Parallelwelt suhlen können. Vom traumhaften Essensangebot sind wir aber absolut begeistert. Die vielen Restaurants haben total tolle und innovative Konzepte, sind unglaublich detailverliebt und auch geschmacklich merkt man, dass sich hier jemand richtig Gedanken gemacht hat.
Und spätestens seit wir entdeckt haben, dass viele Restaurants niedrige Tische auf einem Podest haben, an denen man auf dem Boden sitzt, wird das auch mit Kind alles viel entspannter. Louis tapst dann fröhlich um den Tisch herum und schäkert mit den immer kinderlieben Bedienungen, während wir so tatsächlich manchmal Zeit bekommen, uns beide gleichzeitig dem Essen zu widmen. Dazu nuckeln wir an unserem Fruchtsmoothie, dessen grelles Lila durch die pürierte Drachenfrucht geradezu künstlich wirkt. Fast wie Urlaub!



Perfekter Platz für Babys

Perfekter Platz für Babys


Einige Nächte verbringen wir in einer Villa inmitten von Reisfeldern. Nachts schwirren die Glühwürmchen über den matschigen Halmen und dazu erklingt ein tropisches Konzert von Fröschen, Geckos und sonstigem Getier. Wir genießen die Ruhe und die langen Wanderungen durch die Reisfelder und -terrassen, die mit ihrem satten Grün vor Vitalität strotzen, über Hügelgrate und durch kleine Ortschaften. Trotzdem findet man aber auch an kleinen Wegen zahlreiche Warungs, kleine Lokale, die uns mit frisch gepressten Säften oder Kokosnüssen gut versorgen.

Campuhan Ridge Walk in Ubud

Campuhan Ridge Walk in Ubud



Wir streunern die Straßen in Ubud mit Neugier entlang (Sarah schaut nach Souvenirs, Kleidung und Schmuck, ich eigentlich nur nach Essen). Auch dem Monkey Forest in Ubud statten wir tatsächlich einen Besuch ab – einem Ort, wo ich vor knapp 20 Jahren von einem Affen gebissen wurde, weil ich der Meinung war der große Affe solle doch lieber dem süßen Kleinen die Banane überlassen. Wir gehen es diesmal vorsichtiger an, achten auf unsere Sachen und betrachten nur aus der Distanz. Trotzdem kommen die Affen sehr nahe und einer springt Sarah sogar auf den Rücken. Kreisch! Louis findet die verspielten Fellknäuel dagegen super und ist ständig am Kichern.

Später entdecken wir im Internet einen grandiosen Last-Minute-Deal mit Neukundenrabatt und ziehen für drei Nächte noch mal um ins Zentrum von Ubud. Im ruhigen Hinterhof steht unsere abgeschottete riesige Villa mit Küche, Outdoorbad und abgeschottetem Privat-Pool. Die erste Nackedei-Arschbombe lässt nicht lange auf sich warten (Foto erspare ich euch). Louis freut’s – und mich erst!

Fakten nach zwei Wochen:
Temperatur: heiß, um die 30°C und sehr hohe Luftfeuchtigkeit
Wetter: Jeden Tag Regen, mal ein paar Stunden am Stück, mal nur kurz. Manchmal so heftig, dass die Straßen überfluten. Generell aber fast immer Wolken am Himmel, was für Louis ganz gut ist.
Essen: Wir gehen jeden Tag mehrere Male essen. Die frischen Säfte und das indonesische Essen sind toll – selten geben wir für alles mehr als zehn Euro aus. Louis isst schon einiges mit: Gemüse, Krabbenchips, Wassermelone, Ananas, Papaya, Drachenfrucht, Reis, …
Babyessen: Wir haben einige Gläschen und Getreidepulver aus Deutschland mitgebracht. Auf Bali gibt es zwar auch fertige Gläschen, allerdings sind diese sehr teuer (3-4 Euro pro Stück). Wir kochen daher entweder selber in der Küche der Unterkunft einen Brei oder lassen uns im Restaurant ungewürztes, weich gekochtes Gemüse servieren, das Louis dann direkt mit essen kann.
Schlafen: Wir haben zwar ein Notfallzelt dabei, in dem Louis schlafen könnte, aber das Ablegen darin ist ziemlich schwer. Daher liegt er zwischen uns im Kingsize-Bett. Das ist generell ganz schön, allerdings müssen wir dann auch früh ins Bett und liegen dann noch 1-2 Stunden neben ihm und lesen oder schreiben etwas.
Transport: Gut, dass wir den Kinderwagen daheim gelassen haben. Auf Balis Straßen und Bürgersteigen wäre das kein Spaß gewesen: Tiefe Löcher, kaputte Steine, 50 cm hohe Bordsteine, nein danke. Ohnehin klebt Louis lieber in der Babytrage und da schleppe ich seine strammen 11,5 kg jetzt also täglich einige Stunden durch die Gegend. Allerdings bin ich nach einigen Minuten bei den Temperaturen schon völlig durchnässt. Ihn scheint’s aber nicht zu stören, er schläft in der Trage immer seelenruhig ein.
Sonne: Sogar bei Wolken spaziere ich mit unserem regenbogenfarbenen Schirm herum, denn des Kindes käseweiße Haut ist total empfindlich. Sonnencreme verwenden wir nur ganz spärlich
Moskitos: Bali ist zwar frei von Malaria, aber Dengue-Fieber gibt’s dennoch. In den meisten Unterkünften gibt es Mückennetze und wir haben ein lokales Mückenmittel für Babys gekauft. Trotzdem haben Sarah und ich immer mal einige Stiche, Louis bleibt soweit verschont. In der Regenzeit an feuchten Reisfeldern gibt es natürlich noch mal eine höhere Moskito-Rate als zu anderen Zeiten.


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