Eine Fähre bringt uns auf die kleine Insel Camiguin. Die Küstenstraße, die einmal um die Insel herum führt, ist gerade einmal 54 km lang. Diesen Umstand nutzen die Bewohner, um im Rahmen der „Holy Week“, die Woche um das Osterfest, in einem mehrtägigen Marsch „Panaad“ die Insel zu umrunden. Die meisten Menschen sind streng katholisch, daher gibt es nicht nur enorm viele Kirchen, sondern auch Christentum-bezogene Sprüche auf Taxen, Schildern und Gebäuden. Darunter findet sich Normales, wie „God bless you“, aber auch Aussagen, die uns etwas wundern: „All that glitters is not good“ (alles Glitzernde ist schlecht).
Wahrscheinlich ist die Zeit des Panaad auch der einzige Zeitraum im Jahr, wo die Filipinos nicht jeden Meter mit Motorroller, Jeepney oder Auto zurücklegen, sondern tatsächlich zu Fuß gehen. Den Straßenrand säumen Pilgergruppen mit Rucksäcken, Wasservorräten und Wanderstöcken. Auch Jugendliche beteiligen sich an dem Spektakel. Oft mit Baseball-Mütze, Sonnenbrille und lauter Musik aus dem Handylautsprecher.
Glaube wird hier ohnehin ganz anders praktiziert als bei uns. Musik und reißerische Reden, die aus der Kirche tönen, erinnern dabei manchmal eher an einen DJ-Contest.
Abgesehen davon hat Camiguin viel zu bieten. Es gibt zahlreiche Wasserfälle, heiße und kalte Quellen, Strände und Vulkane, die man erwandern kann. Wir halten uns zunächst an alles, was mit Wasser zu tun hat, um die Hitze erträglicher zu machen.
Fast alle Unterkünfte sind voll belegt, da philippinische Touristen schon Wochen vorher ihre Osterferien buchen. Als wir am Strand entlangspazieren und Hütten am Strand abklappern, kommt ein Mann auf uns zu und bietet seine Hilfe an. Er telefoniert einige Hotels ab, hat aber keinen Erfolg. Ansich ist das noch keine Besonderheit, ist diese Methode doch aus anderen Ländern gut bekannt: Der Vermittler kassiert einfach ein paar Prozente, wenn er Übernachtungsgäste zum Hotel bringt. Wir verabschieden uns und gehen von dannen. Einige Minuten rennt uns der Mann schweißüberströmt hinterher und berichtet hechelnd: “Im Caves Beach Resort ist auch nichts mehr frei!”.
Das ist einfach offen, aufrichtig, herzlich und hilfsbereit. Von dieser Sorte Mensch gibt es hier so viele, dass jeder Tag wieder neue, tolle Begegnungen mit sich bringt.
Auch erwähnenswert ist, dass wir nicht mehr mit “Hey, Joe!” gegrüßt werden, stattdessen ruft man uns “Hey, friends!” hinterher. Bereits Schulkindern wird auf Camiguin beigebracht, dass Touristen gut für die Insel sind und daher wie Freunde behandelt werden sollen. Und so willkommen fühlen wir uns hier auch!
Frohe Ostern euch beiden!!