Schafe, Sonnencreme und Wassermelonen

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Blick von der Dachterrasse in die Berge.

Blick von der Dachterrasse in die Berge.

Teheran bei Nacht.

Teheran bei Nacht.

Die Großstadt Teheran spuckt uns aus nach Süden, aber nicht bevor sie uns noch einmal kräftig mit Smog und Verkehr durchschüttelt. Über 40 Kilometer fahren wir bis die Besiedlung langsam etwas lichter wird. Erstaunlich ist, wie schnell sich nun die Landschaft ändert. Am Rande des Elburs-Gebirges bekommt Teheran noch einiges an Niederschlag ab, nur eine Tagesetappe südlich muss man die Augen schon ordentlich anstrengen, um Vegetation entdecken zu können. Es ist heiß. Obwohl die seit sechs Wochen täglich vorgebräunten Arme schon einen guten Teint abbekommen haben, bin ich nach einem langen Tag in der sengenden Hitze auch nicht vor einem Sonnenbrand gefeit. Wir fahren lange Etappen, denn viel mehr kann man den Tag über auch nicht tun, wenn über lange Distanzen nicht mal ein schattiges Plätzchen zu finden ist. Mit einer langen Mittagspause und erstaunlich gutem Essen an den spärlich vorhandenen Raststätten lässt es sich aber dennoch gut aushalten. Die dürre Landschaft ist zwar teilweise monoton, bietet aber dennoch beeindruckende Landschaften. Gerade wenn sich unterschiedlich farbige Gesteinsschichten abrupt von einer großen Hochebene erheben, formen sie zusammen mit der gleißenden Sonne und dem knackig blauen Himmel einen prägenden Eindruck. Aber im Gegensatz zu uns ist dieser Anblick für die Einheimischen und LKW-Fahrer schon normal. Ich frage mich was in ihm vorgehen würde, steckte man einen Bauer aus dem Ödland in einen grünen Wald in Deutschland. Es muss paralysierend sein diese Vielfalt, das Grün, die Tierwelt, diese Lebendigkeit zu sehen.

Ein scharfer Stein hat meinen Reifen am Hinterrad aufgeschlitzt. Obwohl von innen geflickt wölbt sich der Schlauch aber gefährlich nach außen. Mittlerweile sorgt ein Stück von einer Plastikflasche auf der Innenseite für zusätzliche Stabilität, ansonsten würde der Mantel nach und nach aufreißen.

Ein scharfer Stein hat meinen Reifen am Hinterrad aufgeschlitzt. Obwohl von innen geflickt wölbt sich der Schlauch aber gefährlich nach außen. Mittlerweile sorgt ein Stück von einer Plastikflasche auf der Innenseite für zusätzliche Stabilität, ansonsten würde der Mantel nach und nach aufreißen.

Die Notration, wenn es am Abend doch kein Restaurant mehr gibt: Baked Beans mit unkonventioneller Öffnungsmethode.

Die Notration, wenn es am Abend doch kein Restaurant mehr gibt: Baked Beans mit unkonventioneller Öffnungsmethode.

Nach einem langen Tag erreichen wir Esfahan, die Perle Persiens. Über die Stadt schreibt der Reiseführer, dass nicht nur ihre Bewohner sie als eine der schönsten Städte der Welt bezeichnen würden. Obwohl sie in heißem und trockenen Gebiet liegt, fühlt man sich hier wie in einer riesigen Oase. Die grünen Parks und die eindrucksvollen Plätze mit aufwändigen Springbrunnen laden zum Flanieren ein. Und als wir so am ausgetrockneten Fluss entlang spazieren, läuft ein Iraner nett lächelnd vorbei und sagt “Enjoy your time!”. Ein anderer schenkt uns zwei Orangen mit dem Hinweis “Welcome to Iran!”. Eine Gruppe Jugendlicher will ihr Englisch ausprobieren und fragt uns nach unserer Herkunft und wie wir die Menschen im Iran denn so finden.
Warum sind die Iraner so besonders interessiert und freundlich und was hebt sie von anderen islamisch geprägten Ländern nochmal ein Stück weiter ab? Ich vermute es ist die Tatsache, dass viele Menschen hier wissen, dass der Iran in westlichen Medien sehr kontrovers diskutiert wird. Und die beste Möglichkeit diese Informationen mit einem ungefilterten Eindruck zu überschreiben, ist Touristen mit positiven Erfahrungen zu versorgen, die sie dann an Freunde, Familie, aber auch im Internet oder in Zeitungsartikeln weitergeben. Ein kleiner Schritt, aber in der Breite sehr effizient und unanfällig für Propaganda jeder Art.

Der riesige Platz des Imams.

Der riesige Platz des Imams.

Die Brücke Si-o-se Pol in Esfahan.

Die Brücke Si-o-se Pol in Esfahan.

Die Scheich-Lotfollāh-Moschee.

Die Scheich-Lotfollāh-Moschee.

Ich möchte euch auch noch etwas kurioses über die Iranische Ehe erzählen. Es gibt von offizieller Seite zwei Formen der Ehe: Die Temporäre und die Dauerhafte. Eine temporäre Ehe kann für einen vorher festgelegten Zeitraum von einer Stunde bis zu 99 Jahren bestehen. Man fragt sich wo da der Sinn liegt. Ganz einfach: Ein Mann und eine Frau, die unverheiratet und nicht verwandt sind, dürfen sich etwa nicht alleine in einem Auto aufhalten oder gemeinsam reisen. Die temporäre Ehe kann für eben diese, aber auch für kurzzeitig schlüpfrigere Angelegenheiten geschlossen werden. Aber vor der nächsten temporären Ehe muss dann die Frau doch noch drei Menstruationszyklen abwarten, nicht dass dem nächsten Ehepartner noch ein Kind angehängt wird!

Ein idyllischer Zeltplatz, zumindest noch.

Ein idyllischer Zeltplatz, zumindest noch.

Abends kommt dann aber ein Schäfer mit seinem Auto angefahren und parkt neben unserem Zelt als wir schon schlafen. Warum? Was will er? Wir wissen es bis heute nicht. Die ganze Nacht über werden wir dafür aber von "Määäähs" der Schafe und Hundegebell wach gehalten. Der Schäfer übernachtet an einem Lagerfeuer in der Nähe. Vermutlich wollte er unsere Zelte mit seinem dicht geparkten Auto vor den Schafen schützen?

Abends kommt dann aber ein Schäfer mit seinem Auto angefahren und parkt neben unserem Zelt als wir schon schlafen. Warum? Was will er? Wir wissen es bis heute nicht. Die ganze Nacht über werden wir dafür aber von den “määähs” der Schafe und Hundegebell wach gehalten. Der Schäfer übernachtet an einem Lagerfeuer in der Nähe. Vermutlich wollte er unsere Zelte mit seinem dicht geparkten Auto vor den Schafen schützen? Das Bild zeigt den Zeltplatz bei Sonnenaufgang.


4 Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hey,

    danke für den tollen Bericht. Seid ihr noch in Isfahan? Wir haben nach dem 06.05. kein Lebenszeichen mehr von euch erhalten.

    Gruß Mama und Papa

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