Über den Wolken

Verfasst am

Eigentlich sind wir hier über den Wolken. Doch leider bescherte uns das Wetter nur wenige lichte Momente ohne dichten Nebel, sodass der tolle Ausblick von dieser hoch gelegenen Unterkunft eher eine Seltenheit war. Erst am Tag der Abfahrt erwarteten uns Sonnenschein, strahlend blauer Himmel und somit auch keine matschigen Straßen, wie bei der Hinfahrt.

Ich beginne den Tag mit Frühsport in Form von einer Runde Trampolinspringen mit der besten Aussicht, die ich je beim Trampolinspringen genießen durfte. Nach einem Tag in Mambo geht es nun weiter Richtung Meer und wir freuen uns ausgeruht nach einem ruhigen Tag Pause wieder auf die Bewegung und neue Eindrücke.

Die Abfahrt durch das Usambara-Gebirge ist grandios. Über einen schmalen Grat fahren wir talwärts. Links und rechts geht es steil bergab. Kleine Kinder sitzen unbeaufsichtigt auf dem staubigen Boden, spielen neben angebundenen Ziegen und schauen uns mit großen Augen an, wenn wir vorbeifahren. Manchmal gibt es in den Orten so viele Kinder, dass die Schüler in zwei Gruppen eingeteilt werden. Die einen haben dann am Vormittag Unterricht, die anderen besuchen die Schule erst am Nachmittag. Ein Grund, warum wir den ganzen Tag über Kinder in unterschiedlichen Schuluniformen sehen.
Da wir zu den Wenigen gehören, die die Strecke durch das Gebirge von der anderen Seite her kommen und nicht den gleichen Weg hoch und runter fahren, treffen wir hier im hinteren Teil in abgelegenen Orten auf viele Kinder, die sich richtig erschrecken, wenn sie uns Bleichgesichter und vor allem den bärtigen Valentin sehen. Manche Kleinen fangen sogar an zu weinen!
Große und kleine Kinder kommen auf uns zugerannt, wie auch immer sie es machen, aber sie sehen uns zuerst. Noch bevor wir sie in dem mittlerweile wieder dichten Nebel ausmachen können, hören wir sie rufen: ¨Mzunguuu¨. Fast schon gespenstisch tauchen sie aus allen Ecken auf.

Wir nehmen uns viel Zeit, spielen eine Weile das folgende beliebte Spiel mit:
Sie trauen sich bis auf wenige Meter an uns heran, dann sagen wir nur “Hallo!” oder machen eine zu schnelle Bewegung und die ganze Kinderschaar rennt schreiend wieder auseinander, bis sie einen sicheren Abstand zu uns gewonnen hat. Nach nur kurzer Zeit kommen sie dann wieder neugierig und voller Vorfreude kichernd auf uns zu, bis das Ganze von vorne losgeht. Sicher fühlen sie sich nur, wenn wir uns wieder in Bewegung setzen, dann rennen sie oft minutenlang keuchend hinter dem Tandem her, schieben bei steilen Bergen mit an und winken uns hinterher.

Wenn wir es schaffen ein Foto zu machen, schauen sie gespannt auf das Display. Wir werden sogar von einem älteren Herren zu einem Foto aufgefordert. Zunächst dachten wir, die ¨Picture, Picture¨-Rufe werden nur zu Touristen gesagt, damit im Anschluss Geld gefordert werden kann, doch sich selbst auf einem Bild zu sehen, ist für viele etwas Besonderes und kommt selten vor.

Als sich der Nebel gegen Mittag lichtet, können wir die Abfahrt noch mehr genießen, da nun der Blick frei ist auf die atemberaubende Landschaft. Jeder Meter des Gebirges, sei er noch so steil, wird zur Landwirtschaft genutzt. Damit das Bepflanzen möglich ist, hauen die Bauern Terrassen in die Berge. Vorrangig wird Mais angebaut, aber auch eine Art von Spinat. Ganz genau haben wir das noch nicht rausgefunden, aber probiert haben wir es zumindest schon – es schmeckt ein bisschen bitter und so als wäre es sehr gesund.



Wir durchrollen wieder verschiedene, durch den Verlust an Höhe bedingte Vegetationsstufen und hinter jeder Serpentine erwartet uns etwas Neues.
In keinem anderen Land haben die Bewohner so intensiv auf uns reagiert. Wir werden oft angesprochen und willkommen geheißen, worüber wir uns auch sehr freuen. Doch die vielen Kinder, die permanent aus Leibeskräften ¨Mzungu¨ schreien, waren vor allem in diesem abgelegenen Gebirge etwas zu viel für uns. Keine Minute ist man unbeobachtet, alles wird neugierig von vielen Augenpaaren verfolgt. So süß die Kinder hier auch sind, ist es auch angenehm wieder eine Weile durch unbewohnte Gebiete zu fahren. Nach dem ganzen Winken fühle ich mich nicht wie eine Katzlinger auf dem Rad, sondern wie ein Ratzinger im Papamobil.


4 Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo Ihr Beiden, es ist mir ein großes Vergnügen eure beeindruckenden und stimmungsvollen Reiseschilderungen zu lesen und so daran teilzunehmen.Ich freue mich, dass alles so gut verläuft. Viel Glück weiterhin und gutes Ankommen auf Sansibar…

Hinterlasse einen Kommentar zu Hartmut Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *