Ankunft in Japan

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Eine neue spannende Reise, ein weiteres Tandem-Abenteuer in eine uns noch unbekannte Welt. Auch wenn uns vorherige Urlaube bereits auf den asiatischen Kontinent geführt haben, ist hier wieder alles anders und unbekannt. Nach nun mittlerweile vier Tagen in Japan haben wir uns ein wenig sortiert und in das Gewusel eingefügt. Genau das macht den Reiz des Reisens aus: Neues entdecken, sich über Dinge wundern, Land und Leute schrittweise kennenlernen.
Den bisher längsten Direktflug mit 11 Stunden überstehen wir und auch das Tandem ohne Probleme. Noch immer ordentlich verpackt, können wir unser Sondergepäckstück am Flughafen in Osaka in Empfang nehmen, sodass wir damit direkt den Zug in die Innenstadt besteigen können. Was uns zuerst auffällt, ist, dass wir hier niemandem auffallen. Entweder es sind alle zu höflich oder zu zurückhaltend, um uns,
wie beispielsweise in Tansania, pausenlos zu winken oder zuzurufen. Wir gehen hier einfach in der Masse unter. Zwar müsste unser Tandem auch hier eine große Rarität sein, denn Fahrräder für Zwei sind offiziell verboten, dennoch nimmt niemand Notiz von uns, was zumindest beim Zusammenbauen der Fahrradkomponenten auf einem belebten Platz vor dem Hauptbahnhof in Osaka sehr angenehm ist. Zumindest heimlich scheinen wir doch beobachtet zu werden. Nachdem wir alle Schrauben wieder festgezogen haben, drückt mir eine ältere Dame eine Plastiktüte in die Hand – darin zwei kleine Packungen Chips. Das ist doch ein netter Empfang!

Ankunft am Flughafen in Osaka

Ankunft am Flughafen in Osaka

Ausblick über Osaka

Ausblick über Osaka vom Umeda Sky Building

In Osaka wohnen wir in einer kleinen aber feinen Airbnb-Unterkunft. Klein ist eigentlich fast alles hier, wie wir feststellen. Die Badezimmer bestehen aus einer komplett mit Plastik verkleideten Zelle, die an die eingebauten Nasskabinen in Wohnmobilen erinnert. Natürlich darf das Bad nur mit den eigens dafür bereitgestellen Badezimmerschuhen bereten werden, wohingehen Schuhe im übrigen Teil des Raumes streng verboten sind. Die Spiegel hängen für uns immer zu niedrig, sodass man sich verrenken muss, wie eine Giraffe am Wasserloch.
Einige Schwierigkeiten in Punkto Verständigung hatten wir anfangs mit den Toiletten. Unterwegs stets kostenlos und makellos sauber, aber einfach zu viele Knöpfe. Wenn man auf “flush” drückt, wird nicht etwa die Spülung ausgelöst, sondern es ertönt das Geräusch einer Spülung. Ein Sound, den man aus Rücksicht vor anderen Toilettennachbarn abspielen kann… Wo man dann eigentlich spülen kann, bleibt oft ein Rätsel.
Ansonsten klappt die nonverbale Kommunikationm bisher sehr gut. Mit Händen und Füssen machen wir deutlich, was wir möchten. Im Restaurant zücke ich meine kleine Visitenkarte, auf der auf japanisch steht, dass ich vegetarisch essen möchte. Hier ist die Auwahl für mich leider eher beschränkt. Ja, ich weiß, Fisch ist gesund, aber der Anteil an Obst und Gemüse ist hier sehr spärlich, sodass es Japan nicht auf meine Top-3-Liste der vegetarierfreundlichsten Länder schaffen wird. Valentin isst eigentlich alles und auch wenn die Portionen hier kleiner und teurer sind, als zu hause, ist er sehr zufrieden. Die Menschen sind alle überschwenglich freundich. Für jeden Wasserkauf wird man so herzlich verabschiedet, als hätte man den ganzen Laden erworben.

Unterwegs gibt es alle zwei Kilometer einen 7Eleven-Supermarkt, in dem so manche Kuriosiäten für einen Snack zwischendurch zu finden sind. Unser Favorit aus dem Süssigkeiten-Regal: KitKat mit Matchatee-Geschmack! Begeistert sind wir auch von den zahlreichen Patisserien mit französischen Namen, in denen es allerlei Gebäck gibt. Auch wenn die meisten Süßwaren und Stückchen gewöhnungsbedürftig mit Bohnenmus gefüllt sind, immernoch besser als vegetarische Maki und dem Geschmack von Algen schon am Morgen vor dem ersten Kaffee.
Die Stadt mit dem Rad zu erkunden, bietet wie immer viele Vorteile. Man steckt nicht in stickigen Bussen fest, kann Staus umfahren und sich innerhalb kürzester Zeit einen tollen Überblick verschaffen. Der Verkehr ist für eine Großtadt nicht sehr chaotisch. Alle fahren eher rücksichtsvoll und wir haben noch nicht ein Auto hupen hören. Ampeln an Fussgängerüberwegen sind eigentlich grundsätzlich rot, woran sich auch alle penibel halten, auch in verlassenen Seitenstraßen und ohne Autos in Sicht.
Überall gibt es hier etwas Besonderes zu entdecken. Einen Kindermarathon im Park, ein Foodtruck-Festival mit den unterschiedlichsten Gerüchen und Marktschreiern, die ihre Spezialitäten anpreisen, ein Craftbeer-Fest mit Picknickern, die bereits morgens alle Biersorten durchprobieren und wir mittendrin.
Wir lassen uns von der Menschenmenge treiben, werden eingesogen in riesige überdachte Einkaufspassagen, so weitläufig, dass kein Ende in Sicht ist und so verzweigt, dass es praktisch ist einen Mann mit Orientierung bei sich zu haben. Von Cafés, in denen man Katzen oder kleine Eulen streicheln kann, über quietschbunte Hello-Kitty-Läden hin zu Mangacomics lesenden Teenies mit Mundschutz: Hier gibt es eigentlich alles. Vor allem mit Matcha-Pulver eingefärbte Lebensmittel stehen hoch im Kurs: Matcha-Crepes, Matcha-Eis, Matcha-Kuchen, Matcha-Tee.

Eine Tür öffnet sich, Zigarettenrauch umstömt uns und der Blick wird frei auf eine große Spielhalle, in der dicht gedrängt Japaner jeden Alters vor Automaten sitzen. Die Geräuschkulisse ist ohrenbetäubend. Unglaublich! Wir fragen uns, wir man es darin länger als eine Minute aushalten kann.
An einer belebten Kreuzung jubeln männliche Fans einer Schulmädchen-Girlyband zu, die gerade ein Konzert auf der Straße in kurzen Röckchen geben und dabei mit bunten Leuchstäben in der Hand durch die Luft wirbeln.
Als es dunkel wird, sehen die riesigen Werbetafeln an den Hochhäusern noch eindrucksvoller aus. Überall funkelt und blinkt es nun. Am Abend fallen wir meist ziemlich erschlagen und voller Eindrücke ins Bett, um uns an nächsten Morgen erneut überraschen zu lassen.


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