Die letzten entspannten Urlaubstage verbringen wir auf der Insel Negros. Ein kleines offenes Boot bringt uns sicher von Siquijor zur Nachbarinsel.
Von unserem ursprünglichen Plan, auch diese Insel zu umrunden, müssen wir uns aus Zeitgründen verabschieden. Auch wenn wir jetzt nur einen kleinen Eindruck von Negros erhalten, verbringen wir hier in einer abgeschiedenen Bucht doch die gemütlichsten und ruhigsten Tage der Reise.
Nach einer sehr zähen Anreise über eine Schotterpiste erreichen wir das Kookooksnest, ein Resort bestehend aus 5 Hütten direkt am Strand und einem schönen, aus Bambusholz errichteten luftigen Restaurant mit Meerblick. Endlich sind wir am Ziel, nach 65 Kilometern bei 38 Grad und extrem hoher Luftfeuchtigkeit.
Die Enttäuschung steht mir ins Gesicht geschrieben, als ich die 107 ½ Stufen hinuntersteige und mir gesagt wird, dass alle Hütten belegt sind. Die freundliche Besitzerin Niki hat jedoch eine Notlösung für unsere besondere Situation, denn auch Sie kann sich bestens vorstellen, wie hart es sein muss, diese Einbahn-Schotterpiste erfolglos zurück zu fahren.
Wir holen unser Gepäck und beziehen unser neues Quartier: Ein offenes Holzpodest, das normalerweise als Massageliege dient. Schnell wird eine Matratze bezogen, ein Rollo und ein Moskitonetz aufgehängt und schon können wir einziehen. Zwar hat dieses „Zimmer“ keinen Strom, kein Badezimmer und auch keine Wände, aber dafür zahlen wir auch nur 9 Euro und haben die perfekte Sicht auf den unglaublichen Sternenhimmel, der hier durch den fehlenden Frankfurter Flughafen viel leuchtender ist, als zuhause.
Da die Bucht sehr abgeschieden ist, gibt es neben den anderen Bewohnern der fünf Hütten nur noch die Eigentümer mit ihren vielen Golden Retrievern, die mit ihrem dicken Fell in der Hitze eigentlich nichts tun außer schlafen und sich ab und zu eine Abkühlung im Wasser verschaffen.
Niki, die Inhaberin, heißt uns herzlich Willkommen und weist uns in das paradiesische Leben im Kookooksnest ein: In einer großen Kühlbox stehen den ganzen Tag San Miguel und andere kühle Getränke bereit. An einer mit Tafellack bestrichenen Wand stehen die Namen aller Bewohner, auch wir stehen schon in der Liste. Wir können uns selbst bedienen, und machen dann einfach einen Strich in unsere Reihe.
Am Abend wird für alle gekocht. Vom schlechten Ruf des philippinischen Essens merken wir hier volle drei Tage nichts, was jedoch auch daran liegt, dass Niki, die einmal eine Cateringfirma besaß, das Küchenteam seit Jahren geschult hat. Und das ist ihr in der Tat gelungen! Obwohl wir schon einige mexikanische Wraps verdrückt haben, frage ich Valentin ob er sich vorstellen kann, sich mit mir einen Pfannkuchen zum Nachtisch zu teilen. Seine Antwort kommt prompt und bestimmt: „Wir können uns zwei teilen!“.
Die zerquetschte Kakerlake am Tellerrand ist keine Deko, denn dann hätte ich ja schließlich auch eine haben müssen. Tja, so ist das hier, aber der Pfannkuchen schmeckt uns trotzdem.
Die kommenden drei Tage verbringen wir mit sonnen, lesen, essen und schwimmen. Die gemütliche Hängematte unter dem schattenspendenden Mangobaum wird zu meinem Lieblingsplatz. Hach ja, la dolce vita. So also fühlt sich Urlaub an.
Zwar ist das Meer nicht ganz so türkis wie sonst, dafür hat die Unterwasserwelt aber einiges zu bieten, denn an die Bucht grenzt direkt ein Korallenriff an. Über einen langen Steg kann man
ein ganzes Stück hinauslaufen, um dann ausgestattet mit Schnorchel und Taucherbrille die faszinierende bunte Welt zu erkunden. Mein Highlight ist ein riesengroßer Seestern, der noch blauer leuchtet, als das Bild mit den Schwämmen von Yves Klein im Städel.
Da wir ja schließlich auf der Massageliege nächtigen, liegt es nahe, dass ich mir hier eine professionelle Massage gönne. Eine ganze Stunde lang werden alle Verspannungen beseitigt.
Nachts verwandelt sich die Bucht in ein Dschungelcamp. Sobald es dämmert, erwacht die Kleintier- und Insektenwelt zum Leben. Dies fällt jetzt ohne Wände noch einmal besonders auf.
Im Augenwinkel sieht man Geckos an Moskitonetz hinaufeilen, aus dem Gebüsch dringen unbekannte Rufe zu uns hervor, überall raschelt es, Fledermäuse fliegen umher.
Im Bad begegne ich der bisher größten Spinne, mit der ich je zuvor in einer engen Dusche gestanden habe. Dieses Exemplar ist so groß wie meine gespreizte Hand und ich brauche einige Atemzüge, bis ich mich daran erfreuen kann. Ob Sie wirklich mehr Angst vor mit hatte, als ich vor ihr, werde ich wohl nie herausfinden können, doch da das Badezimmer anscheinend ihr Stammplatz zu sein scheint, (Niki erzählt, dass die Spinne gestern AUF der Toilettenpapierrolle saß und nicht wegzubewegen war) freunden wir uns so langsam an.
Auf dem Rückweg nach dem Essen fällt uns etws auf: „Guck mal da Valentin, da läuft eine Muschel!“ und nicht nur eine – sowie die letzten Sonnenstrahlen im Meer versunken sind, kriechen tausende Krebse in hübschen Behausungen vom Wald zum Strand hinunter. Die Tiere sind überall, sodass wir Mühe haben, auf keine Muschel zu treten. Zum Glück haben wir die Taschenlampe dabei. Sie sammeln sich in den Hundenäpfen und vertilgen die Reste, krabbeln in die Küche, sie sind einfach überall.
Es dauert eine Weile, bis ich in dieser Nacht mit den ganzen unbekannten Geräuschen einschlafen kann, doch das beruhigende Wellenrauschen macht mich schließlich doch müde.
Am folgenden Abend machen wir eine weitere grandiose Entdeckung:
Als ich beim Hinflug „Life of Pi“ (Schiffbruch mit Tiger) sah, dachte ich, dass dies ein kitschiger Spezialeffekt sei, doch jetzt konnte ich auch diese großartige Erfahrung machen. Ich habe das Meeresleuchten gesehen. Was das genau ist, kann ich nicht sagen und auch der Wikipedia-Artikel ist viel zu kompliziert, doch beschreiben kann ich dieses Phänomen. Als wir auf dem Steg sitzen und in den Sternenhimmel schauen, schnicke ich mit meinem Fuß durch das Wasser und es beginnt zu leuchten. Erst dachten wir, dass es Glühwürmchen seien, doch das Leuchten kommt aus dem Wasser selbst! Kleine Mikroorganismen beginnen neongrün zu schimmern, sobald sie in Bewegung geraten. Fasziniert davon rühren wir im Wasser herum, alles beginnt zu schimmern.
Mag die Lebensgeschichte von Niki und ihrem Mann erst wie ein verlockender Traum erscheinen und wir gedanklich schon die Idee durchspinnen, wie es wohl wäre, selbst die Inhaber dieses zauberhaften Ortes zu sein, kommen wir doch zu dem Schluss, dass es nach den drei faulen Tagen Zeit wird, erneut die Taschen zu packen. (Eine Erfahrung, die andere vielleicht erst nach 3 Wochen statt 3 Tagen an einem Ort machen.) So schön es hier auch ist, von einem Ende zum anderen zu laufen dauert 1,5 Minuten und der Bewegungsdrang macht sich bemerkbar. Meine Erkältung konnte ich in Ruhe auskurieren, wir haben Kraft getankt und es kann wieder losgehen.
Ich beglückwünsche Euch zu Euren faszinierenden Erlebnissen und wünsche Euch eine gesunde Heimkehr. Die ganze Familie freut sich auf Euch.
Ganz liebe Grüße Alf und Ero
Klingt ja alles sehr aufregend – aber ich fahr lieber wohin, wo’s auch Wurscht gibt
Ihr habt dir besten Ausblicke, die man sich wünschen kann: Meer, Palmen, Mangosalat, Strand! Aber kommt nur heim, denn hier warten: Garten, Forsythien, Kartoffelsalat, Langener Waldsee am 14.4. mit uns!