Babyabenteuer in Singapur

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Ein neues Abenteuerkapitel in diesem Reiseblog beginnt. Keine Langstreckenfahrradtour, keine Wüstenfahrt und kein Tandem. Das neue Abenteuer heißt „Reisen mit Baby“ und ist eigentlich gar nicht so schwierig. Der Zwölfstundenflug nach Singapur verläuft problemlos und absolut entspannt. Am Flughafen wird man mit Baby an jeder Schlange vorbei gewunken und überall nett willkommen geheißen. Den Nachtflug verschläft Louis in seinem Babybett oder auf dem freien Sitz neben uns. So erkunden wir also völlig erholt für drei Tage Singapur. Das Kind schäkert mit allen Fremden, ist begeistert von Trubel und Farben in Chinatown, probiert Chapati und Mangoshake in Little India, krabbelt im Botanischen Garten und versucht Orchideen zu essen. Und während wir also überwältigt den Ausblick vom Dach des Luxushotels „Marina Bay Sands“ mit einem Cocktail an den Lippen genießen, feiern wir innerlich das Konstrukt „Elternzeit“. Lang lebe der deutsche Staat, der du uns diese intensive Zeit mit unserem Kinde ermöglichst!

Dank Baby-Bassinett kann Louis einige Stunden auf dem langen Flug schlafen

Dank Baby-Bassinett kann Louis einige Stunden auf dem langen Flug schlafen

Spielplatz mit Rollfeldausblick am Frankfurter Flughafen

Spielplatz mit Rollfeldausblick am Frankfurter Flughafen

Louis überblickt Singapur vom Hotelzimmer

Louis überblickt Singapur vom Hotelzimmer

Jeder Elter wird sicher gemerkt haben: Irgendwas ist da doch faul an dieser euphemistischen Schreibe. Und ja, tatsächlich. Dass Louis im Flug so prächtig schläft, erkaufen wir mit unserem Wachsein und steifem Genick, der Jetlag sorgt dafür, dass wir mit Louis die Zeit von 3-5h morgens auf dem Spielplatz verbringen, der Schweiß rinnt durch die Babytrage in Strömen und Sonne, drückende Schwüle und Schlafmangel sorgen dafür, dass wir wie ferngesteuerte Zombies durch die Stadt torkeln.
Im Hotelfahrstuhl treffen wir morgens um 5h ein beschwipstes französisches Pärchen, das gerade vom Feiern kommt. Wir mit Augenringen vom Hotelspielplatz. Aber es hat ja auch keiner gesagt, dass es leicht wird.

Doch die Erinnerung an Singapur, die mir nur eine Stunde nach Weiterreise nach Bali im Kopf herumspukt, ist bereits, wie das in der Retrospektive oft so ist, strapazenbereinigt und durchaus positiv und bereichernd. Es bleiben die vielen Bilder im Kopf, auf denen Louis mit Chinesen, Indern und Singapurern lacht, Gerüche und Geschmäcker aufsaugt, und wir Eltern sogar auch etwas Zeit bekommen diese tolle Stadt zu entdecken.

Und sie ist tatsächlich toll und wunderbar anders als alle westlichen oder asiatischen Städte, die wir so kennen. So herrlich nahtlos mixen sich die Kulturen und Religionen in diesem Schmelztiegel der Nationen zusammen, dass sich sämtliche Migrationskonflikte in unseren Breiten geradezu grotesk und sinnlos anfühlen.

Der höchste Indoor-Wasserfall der Welt in "Gardens by the Bay"

Der höchste Indoor-Wasserfall der Welt in “Gardens by the Bay”

Lego-Blumen

Lego-Blumen

Die Foodcourts, bestehend aus dutzenden kleinen Garküchen, erinnern an Indien oder Südostasien, aber der strukturierte Deckmantel, der alles zusammen hält, ist westlich und modern. So hängt an jeder Garküche, die allesamt von den typischen Straßenwagen zu fest gemauerten Buden transformiert wurden, ein Zertifikat mit einer Schulnote vom Gesundheitsamt über den Hygienestandard in der Küche.
Ein anderes gut bekanntes Beispiel der vorbildlichen Organisation des Stadtstaates ist die Sauberkeit. Kein bisschen Dreck findet man auf öffentlichen Plätzen oder Straßen. Kriminalität (nicht nur Drogenhandel oder Diebstahl, sondern auch das Wegschmeißen eines Kaugummis oder Essen in der U-Bahn zählen dazu) ist durch die drakonischen Strafen nahezu nicht vorhanden. Alles funktioniert reibungslos und jeder weiß, wie man sich zu verhalten hat. Die U-Bahn-Schlangen sind akkurat ausgerichtet, auf der Rolltreppe steht jeder selbstverständlich auf der linken Seite und in der Bahn wird mir mit Kind immer ein Sitzplatz angeboten.
Auch durch die Kombination der Wolkenkratzer und luxuriösen Einkaufszentren mit Moscheen, hinduistischen Tempeln und riesigen Parks, wird Singapur für mich zu einer “da würde ich auch wohnen”-Stadt – und dieses Prädikat vergebe ich (neben Teheran, Stockholm, Kyoto und Hanau) nicht allzu häufig.


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